Schreiben als Hobby - Wo finde ich die Idee?
Ungern würde ich hier nun von den aktuellen Ereignissen reden, die bestimmt voller Schreibideen stecken, sich aber teilweise noch so surreal anfühlen, als wäre die Menschheit plötzlich mitten in einem Blockbuster drin (wer da aber die Muse verspürt, bitte, fühlt euch auf keinen Fall gebremst ;)). Zurück zu meiner Frage nach der Ideensuche- karges “NA ÜBERALL” wird es meiner Meinung nach auch nicht tun.
Eine andere Frage ist auch, wie konkret muss die Idee sein.
Eine Freundin von mir hat mal eine Geschichte aus Ihrer Idee “etwas mit Vampiren und einer Tankstelle” entwickelt, ich habe aus einer kurzen Zeitungsnotiz über einen Weihnachtsbaum-Wurfwettbewerb in Brandenburg ein langes Familiendrama gemacht. Zu einem leeren Kühlschrank kann man hundertpro eine Kurzgeschichte schreiben und ungefähr jede Liebesbeziehung würde mit ihren Höhen und Tiefen mindestens 300 Seite füllen.
Es muss nur jemand tun.
Manchmal sind es ein paar lose Ideen, die es sich lohnt, einfach runterzuschreiben und dann einzeln weiterzuspinnen. Manchmal ergibt sich aus scheinbar unabhängigen Bildern ohne Zusammenhang eine spannende Story, die dank eines roten Fadens wunderbar zusammenhält und im besten Fall noch eine weitere Gedankenebene bietet.
Erinner dich nur an einige deiner liebsten Episoden- oder Ensamblefilme- funktioniert es nicht bei Pulp Fiction, Tatsächlich Liebe, L.A. Crash, Magnolia oder Amores Perros wunderbar? Das kannst du auch in deinen Texten tun. Verwickle die Charaktere in ein überkomplexes Drama oder lass sie verbunden durch ein Thema, Ort oder eine bestimmte Zeit nebeneinander aufleben.
Ich kann mir vorstellen, dass dir bereits ein paar Ideen in den Sinn kamen, also wird es höchstwahrscheinlich nur die Entscheidung sein, in welche du dich aktuell stürzt. Welcher von den rumschwirrenden Alltagsmomenten hat genug Anziehungskraft, damit du dich mit ihm beschäftigst? Welches persönliche Thema liegt dir so sehr am Herzen, dass es unbedingt raus sollte? Oder, wohin möchtest du dich in deiner Phantasie regelmäßig hinbeamen und wie sollte die Welt da aussehen, die du dir erschaffen wirst?
Fang mit einem Detail an.
Lass dir sagen, mit deinem Plan “Ich schreibe über die DDR” kommst du nicht so weit wie mit dem Bild eines 7-jährigen Mädchens, das sich im Kunstunterricht freut, was Tolles gemalt zu haben und einer Lehrerin, die ihr auf das wirklich gelungene Stillleben eine wirklich hässliche Note draufschreibt, da sie die Schülerin am Sonntag gesehen hat, mit ihren Eltern in die Kirche zu gehen…
Wenn du vorhast, das Leben eines alleinerziehenden Vaters kreativ zu verarbeiten, erzähl nicht nur von seinen Sorgen und den Auseinandersetzungen mit dem Kind, schau dir stattdessen die einzelnen Momente seines Alltags, die stellvertretend für das große Ganze stehen.
Schreib darüber, wovon du Ahnung hast.
Na gut, eventuell gibt es Stimmen, die sagen, dass man über alles schreiben kann, solange man genug Zeit und Energie in die Recherche steckt. Ich bin aber der Meinung, dass man für eine glaubwürdige und tiefgreifende Geschichte aus sich heraus schreiben sollte. Alles andere würde ich unter Schreibübung verbuchen. Wir alle haben Themen, die unser Leben prägen, die uns begleiten und die an verschiedenen Ecke auftauchen. Unser Umfeld besteht aus Menschen, die uns gut tun oder gerade nicht, die unsere Entscheidungen beeinflussen, deren Wege unsere kreuzen und wodurch Konflikte entstehen. Das Thema Verrat kann ich in eine Apokalypsen-Szenerie oder in ein Märchen einsetzen, den Motiv einer Reise in ein Gedicht oder einen Young Adult-Roman einarbeiten. Wir müssen weder einen poetischen Lebenslauf noch eine Autobiografie schreiben, eigene Erfahrung dürften, sollten und werden sowieso in deine Geschichte einfließen.
Füttere die Muse.
Dass wir unsere Gedanken steuern können, wird wohl kein Geheimnis sein. Dass wir uns in unserem Unterbewusstsein eine kreative Oase erschaffen können, vergesse ich manchmal selbst. Manchmal habe ich keine Zeit zum Schreiben und kreativ sein. Dann werden aus einem Tag zwei, dann eine Woche, und dann vergesse ich, wie ich es liebe und wie ich es brauche. Wenn ich mich aber in solchen Zeiten eine inspirierende Blase um mich rum schaffe, kommt die Muse oft von allein.
Klar, kann man nicht immer überall dabei sein, für alles Zeit haben und die Inspiration findet eine*n erfahrungsgemäß sowieso unter der Dusche oder beim Kartoffelschälen. Ich kann aber nur empfehlen, Autoren und Autorinnen zu lesen, deren Schreibstil dir gefällt, Bücher, die die Welten erschaffen, die dir nah sind. Meine böse Zunge würde außerdem sagen- selbst Bücher, die wir für nicht so gelungen halten, können uns einen ordentlichen Motivationsschub geben- wenn du denkst, das kann ich besser, tue es!
Genauso motivierend ist es, sich selbst als Hobbyautor*in mit anderen aus diesem Bereich (gerne auch online via Blogs, Instagram, Facebook-Gruppen) auszutauschen, sich mit dem Autoren-Dasein auseinandersetzen, Tipps und Tricks, ihren Alltag, die Erfolge und die Struggles zu verfolgen…
Ich hoffe, ich konnte dich gerade auch ein wenig inspirieren und motivieren. Ich bin davon überzeugt, dass Schreiben in egal welchem Rahmen Menschen gut tut. Lass uns die (eigene) Geschichte als Geschichte betrachten, sie mit den gestalterischen Mitteln formen und somit einen künstlerischen Abstand schaffen, damit wir auf so eine besondere Art und Weise, die sogar Spaß macht, die Gedanken sortieren, Erinnerungen schaffen, der Welt was hinterlassen, Emotionen wecken, andere begeistern… oder alles auf einmal.
Ich hoffe, ich konnte dich mit den positiven Aus- bzw. Nebenwirkungen des kreativen Schreibens überzeugen. Lass mich das gerne hier oder auf Instagram wissen (da teile ich immer wieder auch viele Tipps zur Ideen- oder Motivationsfindung und spannende Beobachtungen aus meinem Schreiballtag).
Was also zu tun ist:
1. Fang an.
Ob mit einer Handlung oder mit einer Figurenbeschreibung… Du musst nicht zu lange nachdenken, leg einfach los!
2. Schreib eine Szene als ob du ein Bild malen würdest.
Was siehst du, was fühlst du, was passiert. Du kannst drei lose Ideen mit Worten, Bildern und Emotionen “aufbauschen” und schauen, ob du eine von diesen weiter verfolgen möchtest oder ob sie in Kombination Sinn machen würden. Oder formulierst du eine Szene vom Anfang deiner Geschichte, eine aus der Mitte und eine, die zum Ende vorkommen könnte und nutzt diese als Gerüst.
3. Schreib darüber, was du kennst.
Was ist das Thema, das dich prägt, was schwirrt in deinem Kopf rum? Du musst keine Lösungen parat haben, die Geschichte wird ihr Eigenleben entwickeln (von dem du dich dann gerne distanzieren kannst ;))
4. Sei neugierig.
Frage nach, rede mit Menschen, beobachte, sieh dich genau um. Auf der anderen Seite, erzähl vielleicht auch du den anderen davon, dass du schreibst und worüber. Du wirst überrascht sein, wie positiv der eine oder die andere darauf reagieren wird und was für neue Ideen aus so einem Gespräch entstehen können.
5. Hol dir die Inspiration, die du brauchst.
Notier dir gerne die gelungenen Sätze aus dem Buch, das du aktuell liest, das Dialog aus deinem Lieblingsfilm. Denk darüber nach, warum manche Geschichten gut funktionieren, was die ausmacht, was für dich eine gute Story beinhalten muss und wie du es in deinem Werk umsetzen könntest.
Schreib die Geschichte, die du selbst gerne lesen würdest!
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